Gleichnisse der Neuzeit

Donnerstag, 31. Mai 2007

Amorem et Circensis

Als ich noch klein war, und wir noch genug Kontakt zu meinem italienischen Opa hatten, sodass er versuchen konnte mich mit teuren Geschenken von seiner Großartigkeit zu überzeugen (eigentlich hat das prima geklappt, irgendwie hat er nur versäumt mir die versprochene Kamera zu schenken, da wars dann vorbei!) hatte ich mal sechsten Geburtstag und zu eben diesem Geburtstag hatte mir eben dieser Opa etwas geschenkt, was ich heute, knapp 13 Jahre später, immer noch hüte wie meinen Augapfel:


Es gibt nichts und niemanden, der mich länger und besser durch meine Kindheit, meine Pubertät und meine noch im Frühstadium befindliche Adoleszenz (oder wie man das nennt) begleitet hat als diese von Gott geküsste Konsole.

Manche als Idioten verschriehene Insider der Denkfaulenszene mögen mich nun „Gamer“ o.Ä. betiteln und sich die Hände über den Kopf halten um lautstark über den Zeitpunkt meines Amoklaufs zu spekulieren.
Doch muss ich diese leider enttäuschen, auch wenn man mich des öfteren vor meinem Rechner dabei beobachten kann, wie ich außerirdischen Monstern und Nazis, die nach der Weltherrschaft trachten, ein grausames und beklemmend realistisch dargestelltes Ende bereite. Doch war die heißgeliebte Konsole aus Kindertagen nicht die Einstiegsdroge für das skrupellose Morden vor der Flimmerkiste. Im Gegenteil: Sie war es, die mich gelehrt hat einen gesunden Umgang zu Computerspielen in ihrer Gesamtheit zu erlangen.


Ich denke es ist absolut notwendig, mit Super Mario, Sonic, Zelda, usw. aufzuwachsen um folgendes zu lernen und sich in Zeiten der jugendlichen Verzweiflung und Perspektivlosigkeit vor Augen zu halten: All das Schlachten und Schiessen ist letztendlich nur eines, Ein Spiel (andere Faktoren, wie eine liebevolle Erziehung und die Möglichkeit zu Kommunikation sollen hier ja auch eine gewisse Rolle spielen, aber das ist alles Schwachsinn...).
Ganz egal, ob du auf Schildkröten hüpfst, seltsame Fabelwesen mit einem Schwertstreich in der Luft verpuffen lässt oder dich mit einem Arsenal an real existenten Waffen durch eine Horde Soldaten schießt, all das dient nicht der Verdeutlichung eines angepissten Weltbildes sondern einzig und allein dem Vergnügen und Zeitvertreib des Spielers.

So also hat mir das harmlose Daddeln an der Konsole ermöglicht, auch die heiss diskutierten Killerspiele zu spielen, ohne mich von ihnen in Rage bringen zu lassen und ohne jemals den Gedanken haben zu müssen „Das will ich auch mal machen!“.


Indem ich das erzähle möchte ich mich nicht für meine Hobbys rechtfertigen oder mich für die weitere Verfügbarkeit der oben genannten Spiele stark machen. Ich habe die Volljährigkeit mittlerweile überschritten und kann die Spiele somit auch unter der Ladentheke kaufen und ich bin mir auch relativ sicher, dass die meisten Mitmenschen irgendwann auch drauf kommen werden, dass Computerspiele ein Ventil, nie aber die Ursache für die Verzweiflung mancher Jugendlichen ist, die irgendwann endgültig abdrehen und in der Schule wild um sich schießen.

Der Zweck, zu dem ich dir, geneigter Leser, das alles erzähle ist ein Vergleich, den ich auch sofort anbringen möchte sobald du dazu bereit bist.
Also los:

Ich habe mich vor kurzem mit einer Freundin unterhalten und wie es das manchmal so tut, hat sich das Thema Sex irgendwann in unsere Unterhaltung eingeschmuggelt. Das ist ja erst mal nichts schlechtes, jedoch habe ich erfahren, dass besagte Freundin ganz heiss darauf ist, Sex mit einem weiteren anonymen Freund zu haben, rein des Spaßes willen. Soweit auch nichts wirklich schlimmes, solang auf die Regeln (Verhütung, etc.) geachtet wird, doch bin ich mir sicher, dass sich die Situation nicht so verhält wie sie mir von meiner Gesprächspartnerin geschildert wurde.

Da sie bisher noch in keiner Beziehung ihr Dasein fristete, vermute ich stark, dass sie sich aus Torschlusspanik in diese Geschichte verrennt. Schneller Sex scheint im allgemeinen (vor allem für ein gut aussehendes Mädchen) einfacher zu haben zu sein als eine feste Beziehung und der große Trugschluss ist wohl der, dass sich auf diese Art und Weise noch schnell die Erfahrungen in Sachen Liebe nachholen lassen, die wohl irgendwie nötig sind um ein erfolgreiches Erwachsenenleben zu führen.

Was das mit Computerspielen zu tun hat? Hm, na gut. Das liegt vielleicht nicht so auf der Hand aber ich versuch mal, dass für geistig klare Nicht-Pablos verständlich zu machen.

Während das wilde Rumficken genau wie das Ballerspiele spielen eine Sache für die emotional Gefestigteren und Erfahreneren ist die gelernt haben, gut damit umzugehen ist die feste Beziehung mit dem Super Mario spielen zu vergleichen. Es lehrt dich, wie das ganze System überhaupt funktioniert und zeigt dir den Spaß und die Zufriedenheit, die dir so was verschaffen kann. Erst wenn man also diese Basis kennen gelernt hat kann man sich In wilde Abenteuer mit Sex und Tod einlassen ohne in Erwartungen getäuscht zu werden und ohne zu viele Dinge in all das hinein zu interpretieren, die dann im Nachhinein dafür sorgen, dass man sich für lange Zeit oder gar für ewig schlecht und unausgefüllt fühlt....

Naja, das wollt ich dann doch mal irgendwie loswerden *g*

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